Sonntag, 18. August 2013

Ein Abend mit Marta Quadrata

Ich wollte gern vier Kinder haben.
Herr Hütchen fand das übertrieben.
Also haben wir nur zwei.

Rückblickend muss ich gestehen, dass zwei plus Rehlein mehr als genug sind.
Vier plus viermal Rehlein wären unser Ruin.

Wenn es dumm läuft, geht so ein Kind 14 Jahre zur Schule und danach kommt noch das Studium oder eine unterbezahlte Ausbildung.
Oder beides.
Bis die auf eigenen Beinen stehen,
hat man bummelig 500.000 Euronen in ein Gör gepumpt.
Stell sich das mal einer vor....
2 Mios nur für den Spaß viermal schwanger gewesen zu sein.

Das wird für kommende Generationen noch teurer, weil die den ganzen Betreuungskram ab der zweiten Lebenswoche bezahlen müssen.

Obwohl....
Irgendwann gibt es vielleicht bei den Arbeitgebern eigene Entbindungsstationen.
Dann geht keine Arbeitsminute verloren.
So günstig, wie wir Frauen zu haben sind, lohnt sich die Festeinstellung einer Hebamme bestimmt.

Es ist faszinierend, dass es bei dem Thema
"Kinder und Beruf"
immer nur um die ersten Jahre geht.
Meine Kinder waren zum Schuleintritt noch nicht erwachsen.
Die waren beide sechs Jahre alt und mussten erstmal auf dem Weg begleitet werden.

Und da wurde es richtig teuer.
Zum Einen sind die gewachsen wie Unkraut und zum Anderen brauchten die ständig neue Sachen für die Schule, Geld für Ausflüge, Klassenreisen und Schulverein und so fort.

Wir waren mächtig gespannt, was Marta Quadrata uns aus den Rippen leiern würde....
denn gestern war Elternabend.

Es gab schon den ersten Vorfall in der Klasse.
Mobbing.
Mein Prinzchen hat sich vor mich hingestellt und gesagt:

"Mama, ich stehe auf der Liste der Guten!"

Das hatte ich nicht anders erwartet und wäre schockiert, wenn dem nicht so wäre.
Er ist übersozialisiert.
Und wieder Klassensprecher.
Gelobt habe ich ihn vorsichtshalber trotzdem.

Ich bin jedoch über die "Liste" gestolpert.
Wieso Liste?
Listen für "gute" und "böse" 10jährige? O___o

Jedenfalls wurde der Vorfall beim Elternabend thematisiert.
Marta war voll sauer.
Der schwoll richtig der Kamm.
Knallrot war sie.

"SOWAS WOLLEN WIR HIER NICHT!"

Hallo? Wer will das schon?

Die führen jetzt ihre Hahnenkämpfe aus,
bis jeder seinen Platz in der Gemeinschaft gefunden hat.
Manchmal entwickeln sich dabei Dynamiken, die keiner will.
Das bedeutet, dass man gegenlenken muss.
Zu Hause und in der Schule.

"Machen Sie doch mit den Kindern sofort eine Klassenreise ", warf Herr Hütchen ein.
"Das stärkt die Klassengemeinschaft und die Kinder lernen sich gleich richtig kennen."

Kluger Einwurf.
Die Erfahrung haben wir in der ersten Klasse bei Fröhlich gemacht.
Zunächst war mir etwas kribbelig meinen Erstklässler eine Woche weg zu lassen.
Es war das Beste, was die haben machen können!

"Wir reisen mit den Kindern nur in geraden Klassen", erwiderte Marta.
"Also in der 6., in der 8. und so weiter.... das war schon immer so!"

....wenn das schon immer so war....

"Und wo wir schon beim Thema sind, wir fahren in der 6. Klasse mit den Kindern nach S. !",
freute sie sich. "Für drei Tage!"

Wie bitte? Für drei Tage?
Die Schulwoche hat doch fünf Tage....

Leider haben zwei der begleitenden Lehrer nur drei Tage Zeit.
Sie müssen ihre eigenen Kinder betreuen.

Gänzlich alles aus dem Gesicht fiel mir, als Marta auf einen Tisch zeigte, auf dem ein orangefarbener und ein grüner Zettel aufgeklebt waren.
Auf denen waren die Daten und Uhrzeiten der Lernentwicklungsgespräche (LEGe) notiert.
Handschriftlich... Marta hat es nicht so mit Drucksachen.
Und:
Die LEGe sind im NOVEMBER!
Normalerweise bekommt man zwei Wochen vorher einen BEDRUCKTEN Zettel mit der Frage, welcher Tag einem besser gefiele und welches Zeitfenster einem passt.
In der folgenden Woche erhält man den konkreten Termin.
Zudem konnten wir immer noch notieren, ob wir mit einem weiteren Lehrer zu sprechen wünschen.
Bei Marta nicht.
Wer die aufgeklebten Zettel zuerst erreicht, der hat seinen Wunschtermin.
Ob der allerdings im November noch so gut passt, weiß niemand im August.

Es gab nicht mal eine Vorstellungsrunde.
Ich habe keine Idee welche Eltern zu den Kindern gehören, von denen Fröhlich erzählt.

Wenn wir eine eMail an Frau Quadrata schicken, sollen wir uns nicht wundern, wenn wir einige Tage auf die Antwort warten müssen.
Sie schaut nicht täglich nach, weil die Computer der Schule so langsam sind, dass sie das nicht in der Pause schafft.
Ich wollte ihr ein Smartphone mit der passenden App vorschlagen, aber Herr Hütchen fand das nicht so gut.

Der Prinz findet alles toll.
Er findet Marta klasse und die Kinder auch.
Heute kommt einer seiner neuen Schulkameraden zu Besuch.

Das nicht alles Gold an dieser Schule ist, wußte ich schon.
Aber dass ich Altmetall vorgesetzt bekomme, ärgert mich.

"Hauptsache das Kind fühlt sich wohl"

Genau.
Ich muss mich ja nicht täglich mit den Unzulänglichkeiten herumschlagen.
Wenn mir das Hütchen platzt, kann ich immer noch in Kampfstellung gehen.

Nun werden Fröhlich und ich die Reste der Tretmine beseitigen, die in seinem Zimmer hochgegangen sein muss.
Eine andere Erklärung kann es für eine derartige Verwüstung nicht geben.

Habt einen schönen Tag,
vany

11 Kommentare:

  1. Du sprichst mir wieder mal aus der Seele! Das mit den Entbindungsstationen beim Arbeitgeber finde ich absolut klasse!!!! Darauf ist wohl noch keiner gekommen! Ich bin froh, dass ich meine Kinder auf ihrem Weg begleiten kann und das ist gut so!!!
    Einen schönen Sonntag wünscht Dir
    Margit

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  2. wenn ich bei dir so lese, merke ich erst, wie unkompliziert bei uns die schulzeit abgelaufen ist! ich muss aber gestehen, ich hab mich aus den schulischen dingen meiner tochter sehr rausgehalten. in der volksschule war einmischung nicht erforderlich und ab der 1. klasse gymnasium musste sie schon großteils allein zurecht kommen. ich denke aber, dass wir auch eine recht gute schule erwischt hatten und die klassengemeinschaft war sowieso toll, da hat sie zu vielen noch immer guten kontakt!
    vielleicht liegt's aber auch an der eher ländlich-vornehmen gegend, in der wir hier (ganz unvornehm) wohnen. da gab's später dann ganz andere probleme!

    lieben gruß!

    susi

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  3. ups, ich glaub, ich hab grad meinen ellenlangen post pulverisiert! :(

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  4. Dass der Prinz sich wohl fühlt und alle(s) toll findet ist wirklich wunderbar. Bleibt zu hoffen, dass es es immer so bleibt. Aber Deine Kritiken kann ich total verstehen, als Mutter.

    LG
    Ayse

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  5. Oh, schön, endlich fällt mal jemand auf, dass es auch eine Zeit nach dem Kindi gibt, wo Kinder betreut werden müssen. Da fängt ja der Ärger eigentlich erst an. Vorher sind die ja eher harmlos...................Nun ja, wie gut, dass ich es nun nicht mehr brauche.

    Tretmine? Wie jetzt? Das Zimmer ist nicht aufgeräumt? Wie kann das sein? :o) :o) :o) :o) :o)

    Unser Sohn hat vor 25 Minuten unser Haus Richtung Zeltlager entlassen. Ich werde seine Zimmertüre fest zu machen und garantiert nicht lüften. In dem Zimmer brauchst du eine Gasmaske, selbst wenn das Kind nicht da ist :o)

    Wann fängst du endlich an, eine Kolumne im Hamburger Abendblatt o.ä. zu schreiben? DAMIT kannst du sicher ne Menge Geld für Handtaschen verdienen!

    Grüßle
    Tanja

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  6. Liebe Vany,

    haben mich Deine Gedanken zum Anfangsthema noch sehr amusiert, war ich dann zum Ende hin wieder fuchsteufelswild ;o)
    Wir haben das Laptop in der 3. Klasse angeschafft, weil die Kinder unbedingt ihre Rechtschreibung mit CD *soundso* verbessern sollten. Hat nix genutzt, liegt aber vielleicht am Kind. In der 4. Klasse ging dann ohne Internet-Anschluss nix mehr, denn unser Sohn konnte für manche Arbeiten mit dem Lexikon keine zeitgemäßen Berichte mehr abliefern. Nun, in der 5. Klasse teufelt die blöde Klassenlehrerin dauernd herum, daß man sich mal etwas erlesen soll, daß alle es sich immer so einfach machen, daß das Internet schlecht ist usw...! Ich schüttel´ wirklich nur noch den Kopf über das deutsche Schulsystem.
    Zum ersten Thema, der Anzahl der Kinder, hätte ich noch eine interessante Meinung, aber das sprengt hier eindeutig den Rahmen ;o)
    Dir einen lieben Grüße, Elke

    PS: Wir hatten hier eine Klassenfahrt in den ersten Wochen. Klassengemeinschaft hat das nicht gebracht. Liegt aber vielleicht auch am (a)sozialen Milieu der Klasse...!

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  7. Wie wahr, wie wahr, liebe Vany! Am besten sperrt man die Kurzen gleich nach der Geburt irgendwie weg, bis sie 18 sind, à la Matrix verstöpselt, auf dass ihnen Wissen eingetrichtert werde. Dann kann frau gemütlich den ganzen Tag arbeiten unterdessen. Und man hat keinen Ärger mit lärmempfindlichen Nachbarn. Und man braucht keine Lehrer...

    ARGH!
    Ursel

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  8. Liebe Vany,
    beim Thema Schule geht wohl fast allen Eltern über kurz oder lang der Hut hoch... Oh, das passt ja hier grad perfekt mit dem Hut ;-) Unser Fraggle ist ja nun gerade mal in der dritten Klasse und wir haben uns ja ganz bewusst für eine andere Schule entschieden. Aber auch da wird nur mit Wasser gekocht... Marta Quadrata, klasse!

    Ganz liebe Grüße
    Birgit

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  9. ...Haaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa ohhhhhh ja!
    Hey Vany - ich hab ne Frage unsere Kidis gehen nicht "heimlich" in die gleiche Schule? Und du wohnst gar ned im Hohen Norden, sondern ein Kuhkaff weiter und willst dich nur nicht outen und höchstwahrscheinlich hat mir mein Junior verschwiegen das er jetzt zwei Klassenstufen niedriger noch mal nen Neustart vorgenommen hat? Ohhhhh mein Gott die erste Woche Schulwahnsinn hab auch ich morgen 14:00 Uhr hinter mir (wenn alles gut läuft und der Herr den Schulbus ned verpasst). Ich bin dem Wahnsinn nahe und habe mir schon ne Flatrate im "Schulmaterialgeschäft" an der Kasse geholt, nicht das ich jeden Tag ca. 20 minuten an eben der anstehen muss.....ich kotz gleich!
    Knutschknuddeligegrüße mein Liebchen (ach ja und die rote Sturmhaube suche ich immer noch)
    Deine Anke

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  10. ...gerade überlege ich ob ich alle beide umschulen lassen soll! "Wir malen einen Klecks an die Tafel und tanzen unseren Namen" Nö ich bleib beim altbewährten! *über irgendwas muss ich mich ja ärgern dürfen* ODER?

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